Country-Musik auf den Frequenzen von Radio Herford.

Die Anfänge

Mit dem Schallplattenkauf fing es an

Die ursprünglichen Macher von Country Folk trafen sich zum ersten Mal 1991 zum Schallplatten- bzw. CDs kaufen. Es gab zwar bereits ein Internet, aber kein World Wide Web und schon gar keine CD-Verkäufer darin. (Das hört sich aus heutiger Sicht regelrecht steinzeitmäßig an!) Das Countryplatten-Angebot in und in der näheren Umgebung von Bünde war irgendwo zwischen katastrophal und nicht existierend, und so hatten Countryfans nur die Wahl per Post zu bestellen oder längere Anfahrtswege in Kauf zu nehmen. An Country-Versandspezialisten kannten wir nur Bear Family Records, die schon damals für ihre heftigen Preise bekannt waren. Und dann kommen natürlich noch Versandkosten dazu! So erschien es günstiger, gelegentlich zum angeblich größten Plattenladen Deutschlands nach Köln zu fahren, insbesondere wenn die Fahrtkosten auf zwei oder drei Personen aufgeteilt werden können. Die Preise dort waren angemessen, man konnte in den Platten- und CD-Regalen wühlen und einzelne Titel vor dem Kauf anhören. Außerdem war eben dieser Laden auch das Ziel anderer Countryfans aus der ganzen Republik, und so blieb es nicht nur beim Plattenkauf; man lernte auch andere Fans kennen und konnte Informationen austauschen. Da für alle Macher von Country Folk die Musik und das Musikhören im Mittelpunkt steht und wir an Trucker- oder Wildwest-Romantik nicht interessiert sind, war dieses eine der wenigen Möglichkeiten, Gleichgesinnte zu treffen.

Wir entwickelten »Sendungsbewußtsein«

Im Laufe der Zeit entstand dann der Gedanke, die, Anfang der 90er Jahre überaus interessante Musik anderen potentiellen Fans vorzustellen, denn in den meisten Medien wurden über Countrymusik nur die üblichen und veralteten Klischees verbreitet. So gab es 1992 bereits eine Country-Sendung im Bürgerfunk auf Radio Herford, aber wir waren alle nicht zufrieden damit. Neue, junge Musikfans würden mit dieser Sendung nicht gewonnen, denn sie enthielt wenig echte Countrymusik, dafür aber deutsche Schlager, die beim besten Willen nicht in eine Country-Sendung gehören. Außerdem war sie lustlos zusammengestellt und die Produzenten hatten die aktuelle Entwicklung total verschlafen. Zunächst versuchten wir, diese Sendung durch Zurverfügungstellen von Musikmaterial und Informationen zu unterstützen. Der Erfolg war eher durchwachsen und die Sendung wurde Ende 1992 endgültig eingestellt. Das ermöglichte die Produktion einer neuen Sendung mit komplett neu erstelltem Konzept.

Die Pläne nehmen Form an

In der ersten Hälfte von 1993 wurde dann das ursprüngliche Konzept von Country Folk erarbeitet und Produktions- und Sendemöglichkeiten abgeklärt. Es stellte sich heraus, daß die Lokalsender in Nordrhein-Westfalen verpflichtet sind, täglich den sogenannten Bürgerfunk auszustrahlen. Das heißt, daß der Sender jede, von im Sendegebiet ansässigen Bürgergruppen produzierte Sendung, die den gesetzlichen Vorschriften genügt, ausstrahlen muß. Mehr dazu unter dem entsprechenden Menüpunkt, links. Für uns als Radioneulinge mit einer speziellen Musiksendung war das die einzige Möglichkeit, auch tatsächlich ins Radio zu kommen, ohne daß der Sender bei dem einen oder anderen Inhalt Bedenken anmelden konnte. Und das hätte der Sender bestimmt getan, wenn er von unseren Plänen gehört hätte, viele Hintergrundinformationen zu bringen, auch wenn sie nicht in leichtverdauliche 90 Sekunden-Häppchen passen und Musik jenseits aller Hitparaden zu spielen. Auch der Titel Country Folk soll andeuten, daß es um mehr als knallharte Countrymusik geht und daß wir uns auch mit den Machern und dem Zielpublikum beschäftigen wollen. (Country Folk heißt so viel wie »die Leute vom Lande«, könnte aber auch »Die Leute, die Country-Musik machen«, bedeuten.) Der Name der Sendung ist übrigens ganz schamlos von der Countrysendung von BFBS, die dort Anfang der 80er Jahre lief, geklaut.

Endlich auf Sendung!

Die erste Ausgabe von Country Folk lief dann endlich am 25. August 1993 über den Sender, damals noch auf 92,7 MHz als einziger Frequenz. Es stellte sich aber schnell heraus, daß die Sendung, wie geplant, nicht zu produzieren war. Innerhalb der vorgesehenen Zeit von 14 Tagen war keine neue Ausgabe fertigzustellen, da die Einigung über den Inhalt von Sendung zu Sendung schwieriger wurde. So dauerte es immer länger bis zur nächsten Ausgabe, bis am 2. Februar 1994 die vorerst letzte Country Folk-Sendung lief. Aber bereits im späten Frühjahr des selben Jahres war das Verlangen danach, eine Countrysendung zu produzieren, so stark, daß Country Folk wieder auf Sendung ging; in der ersten Sendung nach der Pause übrigens mit einem Bericht von Garth Brooks' erstem Deutschlandkonzert. Aber schon kurze Zeit später gab es eine weitere Zwangspause im Sommer 1994, als eine andere Bürgerfunkgruppe viele Sendetermine blockierte und somit auch die Ausstrahlung von Country Folk verhinderte. Als Folge dessen einigten sich alle verbliebenen Bürgerfunkgruppen auf ein Sendeschema, das auch heute noch gilt: Country Folk sendet an jedem dritten und fünften Mittwoch im Monat. (Mehr dazu unter »Sendezeiten«.)